Inventur mit Drohnen: die Zukunft der Bestandskontrolle?
Eine Durchführung der Inventur mit Drohnen mag nach Science Fiction klingen. Es ist aber tatsächlich so, dass diese Fluggeräte nach und nach auch in der Logistikbranche zum Einsatz kommen, um Unternehmen bei bestimmten Aufgaben wie der Bestandsverwaltung zu unterstützen.
Während im täglichen Lagerbetrieb der Einsatz von Lagerverwaltungssoftware und Handscannern kaum zu ersetzen ist, könnten Drohnen bei der gefürchteten Stichtagsinventur einen Wendepunkt darstellen. Bei diesem Vorgang muss der Lagerbetrieb ganz oder teilweise unterbrochen werden, damit die Mitarbeiter alle Artikel einzeln scannen können. Drohnen könnten den Lagerarbeitern diese mühsame Arbeit abnehmen und dafür sorgen, dass der Lagerbetrieb normal weiterläuft.
Dieser Artikel erläutert die wichtigsten Vorteile von Drohnen in der Logistik und erklärt, wie die Bestandsverwaltung mit Unterstützung dieser Technologie aussehen würde.
Drohnen und Logistik
Die Logistik ist wahrscheinlich eine der Branchen, die am meisten vom Aufkommen und Einsatz von Drohnen profitieren könnte. Diese unbemannten Luftfahrzeuge (Englisch: Unmanned Aerial Vehicle; UAV) werden von einer Person mithilfe einer Fernsteuerung gelenkt, obwohl es zunehmend auch Modelle gibt, die von einem Computer gesteuert werden oder selbstständig einer im Voraus festgelegten Route folgen.
Die Fähigkeit, sich schnell und sicher zu bewegen, hat dazu geführt, dass Drohnen als Werkzeug zur Unterstützung der digitalen Transformation wahrgenommen werden, die in der Logistik 4.0 stattfindet. Welche Auswirkungen haben Drohnen auf die Lieferkette?
Große Unternehmen wie Google oder Amazon arbeiten mit Prototypen von Drohnen, mit denen sie Bestellungen an Kunden ausliefern wollen. Es gibt jedoch noch eine weitere Anwendungsmöglichkeit, die schon in einigen Lagern eingesetzt wird: die Bestandsverwaltung.
Eine Inventurliste ist eine geordnete und detaillierte Aufzählung der Bestände eines Unternehmens. Zur korrekten Verwaltung muss überprüft werden, ob diese Liste mit den tatsächlich gelagerten Waren übereinstimmt. Obwohl das Lagerverwaltungsprogramm auf digitale Weise eine permanente Inventur durchführt, werden von Zeit zu Zeit – vor allem bei der Stichtagsinventur – manuelle Kontrollen vorgenommen. Damit soll überprüft werden, ob durch menschliche Fehler Unstimmigkeiten entstanden sind.
Durch den Einsatz von Inventurdrohnen lassen sich die mit der manuellen Inventur verbundenen erheblichen Nachteile vermeiden. Stellen Sie sich eine Drohne vor, die selbstständig durch das Lager fliegt und die Barcodes oder RFID-Etiketten scannt, um anschließend dem LVS die Mengen der einzelnen Artikelarten zu melden. So könnten Bestandsdifferenzen automatisch erkannt werden, ohne dass sich Lagerarbeiter ausschließlich dieser Aufgabe widmen müssen.
Durchführung der Inventur mit einer Drohne
Die Drohne kann auf zwei Arten gesteuert werden. Am häufigsten geschieht dies mit einer Fernsteuerung, allerdings kann bei Modellen, die über ein eingebautes GPS verfügen, eine Route vorgegeben werden, die automatisch abgeflogen wird. Auf diese Weise bewegt sich die Drohne mithilfe ihrer Sensoren und des Indoor-Geolokalisierungssystems im Inneren des Lagers nach einem vorgegebenen Flugplan und einer festgelegten Flugroute.
Während des Fluges erfassen die Kameras der Drohne die Informationen der an den Ladeeinheiten angebrachten Etiketten, die zur Bestandskontrolle dienen. Das Ablesen der Etiketten kann mithilfe von Barcodes oder RFID-Codes erfolgen. Das RFID-System bietet eine bessere Leistung, da es der Drohne ermöglicht, die Produkte von beiden Seiten eines Ganges aus einer Entfernung von mehr als 8 Metern und einer Tiefe von bis zu sieben Paletten zu identifizieren, ohne dass ein direkter Kontakt mit dem Etikett erforderlich ist. Dabei ist zu beachten, dass die Leistung von der Art der Drohne, des Lagers, der Ladeeinheit und der Position des Etiketts abhängig ist.
Integration einer Drohne mit dem LVS
Die Verfolgung und das Ablesen der Etiketten der gelagerten Produkte hätten wenig Sinn, wenn die erfassten Daten nicht an ein Lagerverwaltungsprogramm übermittelt würden, das die Daten in Informationen umwandelt. Die Integration einer Drohne in das LVS ist, abgesehen von den Entfernungen, die gleiche wie bei jedem anderen Funk-Kommunikationssystem, RFID oder sonstigen Roboterelementen eines Lagers.
Die Implementierung eines LVS ist Voraussetzung dafür, dass die Inventur mit Drohnen zu 100 % effektiv ist. Dank dieser Synchronisation kann der Logistikverantwortliche Unstimmigkeiten im Bestand bereits zum Zeitpunkt des Ablesens erkennen.
Mit den von der Inventurdrohne empfangenen Informationen hat das LVS einen genaueren Überblick über den tatsächlichen Lagerbestand. Dadurch sind die vom LVS direkt durchgeführten Vorgänge wie Slotting, Rückverfolgung des Produkts usw.
ebenfalls genauer.Vorteile der Inventur mit Drohnen
Der Einsatz von Drohnen als Hilfsmittel zur Bestandskontrolle hat ganz erhebliche Vorteile, sowohl in Bezug auf die Logistik als auch auf die Kosten:
- Steigerung der Produktivität: Inventurdrohnen lesen Barcode- oder RFID-Etiketten ab und können daher den Bestand kontrollieren, indem sie einfach durch die Lagergänge fliegen. RFID-Etiketten lassen sich aus mehreren Metern Entfernung ablesen. Darüber hinaus haben Drohnen leichten Zugang zu höher gelagerten Waren, auf welche Lagerarbeiter keine direkte Sicht mehr haben.
- Bessere Kontrolle und mehr Zuverlässigkeit des Bestands: Durch den Einsatz von Drohnen wird die regelmäßige manuelle Überprüfung des Bestands durch Lagerarbeiter, die ebenfalls das Risiko menschlicher Fehler birgt, überflüssig.
- Verbesserung der Sicherheit: Die Lagerarbeiter brauchen sich nicht mehr mit mühsamen und manchmal unergonomischen Aufgaben zu befassen. Darüber hinaus führt der Einsatz von Drohnen dazu, dass sich nicht so viele Personen in den Lagergängen aufhalten, was die sichere Bewegung der Handhabungsgeräte fördert.
- Kostensenkung: Die durch Stichtagsinventuren oder regelmäßige Inventuren entstehenden Kosten sind höher als sie scheinen: eingesetztes Personal, Arbeitszeit, vollständige Betriebsunterbrechung, Abnutzung der Handhabungsgeräte usw. Mithilfe von Drohnen werden die Ressourcen optimiert und die Lagerarbeiter können sich darauf konzentrieren, andere logistische Aufgaben zu verstärken.
Dabei ist unbedingt zu beachten, dass es auch beim Einsatz von Drohnen erforderlich ist, ein Lagerverwaltungssystem zu implementieren und Barcodes manuell zu scannen, z. B. beim Wareneingang, bei der Lagerung und beim Versand. Dennoch können sie eine sehr nützliche Ergänzung sein, um automatisch zu überprüfen, dass es keine Unstimmigkeiten beim Bestand gibt, und insbesondere um den Lagerbetrieb während einer Stichtagsinventur oder regelmäßigen Inventur aufrechtzuerhalten.
Nachteile des Einsatzes von Drohnen im Lager
Diese Technologie ist relativ neu und daher wird immer noch an der Verbesserung ihrer Funktionen gearbeitet, um eine bessere Benutzererfahrung zu bieten und höhere Leistungen zu erzielen. Dies sind einige ihrer Nachteile:
- Ständig sichtbare Kennzeichnung: Die Ware muss korrekt gekennzeichnet sein. Das bedeutet, dass das Etikett an der Außenseite der Palette angebracht und ausreichend groß sein muss, damit die Drohne es richtig lesen kann.
- Unterbrechung anderer Aktivitäten: Es ist ratsam, die Inventur in einer Phase ohne Aktivität im Lager (nachts, am Wochenende usw.) durchzuführen, um die Produktivität der Einrichtung aufrechtzuerhalten und vor allem mögliche Unfälle mit der Drohne zu verhindern.
- Hohe Anschaffungskosten: Manche Inventurdrohnen, vor allem solche mit erweiterten Funktionen, sind recht teuer. Es ist wahrscheinlich, dass das Angebot mit dem Fortschreiten der Drohnentechnologie steigt und die Preise dieser Systeme sinken.
Die Kennzeichnung mit Etiketten ist wahrscheinlich der Aspekt, der am ehesten Raum für Verbesserungen bietet und an dem die Unternehmen arbeiten, um die Leistung zu erhöhen.
Gegenwart und Zukunft der Bestandsverwaltung
Jedem Lagerarbeiter oder -leiter ist bekannt, wie viel Aufwand und Ressourcen für eine perfekte Bestandskontrolle notwendig sind. Der Einsatz von Drohnen bei dieser Aufgabe eröffnet neue Möglichkeiten. Ihre Benutzerfreundlichkeit und Leistungsfähigkeit verbessern sich laufend, was sie zu einer vielversprechenden Ergänzung von Lagerverwaltungssoftware und Handscannern macht.
Dank der Drohnentechnologie könnte die Bestandskontrolle einfacher, kostengünstiger, schneller und vor allem effizienter werden. Wenn auch Sie auf die Technologie setzen, um die Prozesse zu digitalisieren, setzen Sie sich mit Mecalux in Verbindung. Wir helfen Ihnen bei der Suche nach der Logistiklösung, die Ihren Anforderungen am besten entspricht.