Anwendung des Push-Pull-Systems in der Produktionslogistik
Push-Pull-Systeme sind die zwei gebräuchlichsten Produktionsmethoden. Sie haben eine direkte Auswirkung auf die Bestandsverwaltung, dem Grundstein eines Lagers. Muss ein Produkt im Voraus oder zum Zeitpunkt seines Kaufs hergestellt werden? Die Entscheidung für eine Strategie hat wichtige Folgen, nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Organisation des Lagers und der Logistik des Unternehmens. Die Auswahl der einen oder der anderen Strategie wirkt sich ebenfalls direkt auf die entsprechenden Kosten und auf die Rentabilität des Unternehmens aus.
Dieser Artikel analysiert und erklärt die Vor- und Nachteile von Push-Pull-Systemen und die Unterschiede zwischen den beiden sowie die Auswirkung, die diese auf die Produktionslogistik eines Unternehmens haben.
„Push“ und „Pull“: was ist das und worin bestehen die Unterschiede
„Push“ und „Pull“ sind Produktionssysteme, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie die Herstellung in Abhängigkeit von der Nachfrage organisieren. Sie unterscheiden sich genau bei der Auswahl des Zeitpunkts, zu dem die Produktion gestartet wird: vor oder nach dem Kauf des Produkts.
Bei dem „Push“-System (zu deutsch „Drücken“) wird das Produkt im Voraus hergestellt. Daher steht dieses Modell in einem direkten Bezug mit der Vorhersage der Nachfrage, denn es ist unerlässlich, zuvor und so genau wie möglich zu wissen, welche Produkte die Kunden wann und in welcher Menge anfordern werden.
Das „Pull“-System (zu deutsch „Ziehen“) dagegen passt die Produktion an die tatsächliche Nachfrage an, was bedeutet, dass das Produkt erst dann hergestellt wird, wenn ein Kauf stattfindet, das heißt, wenn das Unternehmen die Bestellung vonseiten des Kunden erhält, woraufhin es diesem ein bestimmtes Lieferdatum mitteilt. Der Gebrauch dieser Methode, bei der die Verfügbarkeit des Bestands des Fertigprodukts nicht berücksichtigt wird, wird gewöhnlich von auf Nachfrage gefertigten oder vollständig personalisierten Produkten spezialisierten Unternehmen eingesetzt. Sie wird zum Beispiel häufig in der Automobilbranche eingesetzt.
Vor- und Nachteile des Push-Systems
Der größte Vorteil des Push-Systems besteht darin, dass die Produktionskosten pro Produkteinheit auf ein Minimum reduziert werden, da in großen Mengen produziert werden kann. Dies wird als Größenvorteil bezeichnet: der Lieferant verringert seine Kosten durch Erhöhen seines Produktionsvolumens. Um sich an mögliche Nachfrageschwankungen anzupassen, ist ein schnelles und flexibles Produktionssystem wesentlich. Auf diese Weise kann das Unternehmen eine effiziente Beschaffungslogistik realisieren, dabei die Nachfrage erfüllen und dank einer besseren Planung der Tätigkeiten die Betriebs- und Lagerungskosten minimieren.
Der wichtigste Nachteil dieser Strategie bezieht sich auf die möglichen mit Fehlern bei der Bedarfsplanung verbundenen Risiken, wie der Gefahr von Fehlbeständen (die Nachfrage übersteigt die Vorausschätzungen) oder eines Überbestands (die Produktion übersteigt bei Weitem die geschätzte Nachfrage).
Vor- und Nachteile des Pull-Systems
Die wichtigsten Vorteile des Pull-Systems sind die Vermeidung einer Überproduktion und die Verringerung der Lagerungskosten. Außerdem wird die starke Abhängigkeit zwischen Herstellung und vorausschauenden Analysen minimiert, mit denen die Veränderungen beim Konsumverhalten vorausgeschätzt werden sollen. Die große Mehrzahl der Unternehmen, die sich für das Pull-System entscheidet, arbeitet nach dem Just-in-Time (JIT-)System. Dieses optimiert die Verwaltungskosten und ist eng mit der Philosophie einer schlanken Logistik (Lean Logistics) verbunden, deren Hauptziel darin besteht, die Logistikkosten zu senken, indem Prozesse eliminiert werden, die keinen echten Mehrwert erzeugen.
Eine weitere Stärke der Pull-Strategie und der Produktion nach Bedarf ist die Möglichkeit zur Personalisierung eines Produkts nach dem Geschmack des Kunden, die zu einem Wettbewerbsvorteil werden kann.
Außerdem wird die Pull-Strategie üblicherweise eingeführt , wenn nach nachhaltigeren logistischen Praktiken gearbeitet werden soll, um die Umweltauswirkung auf die Herstellung und Lagerung der Produkte zu minimieren.
Der größte Nachteil des Pull-Systems ist, dass es im Allgemeinen die Unternehmen dazu zwingt, ihren Kunden mitzuteilen, dass die Lieferung des Produkts nicht sofort erfolgen wird. Außerdem steigen die Herstellungskosten pro Stück: das Produkt wird nicht in großem Umfang hergestellt und folglich werden keine Größenvorteile genutzt.
Anpassen der Logistik an die Push- oder Pull-Strategie
Auf logistischer Ebene hat die Entscheidung für eine „Push“- oder „Pull“-Produktionsstrategie Auswirkungen auf die verschiedenen Lagereigenschaften und -abläufe:
- Lagerkapazität: Bei der Entscheidung für ein Push-System ist ein größerer Lagerraum erforderlich, da der gesamte Bestand, der in Erwartung der Nachfrage produziert wird, im Lager untergebracht wird. Kompaktregale sind ideal zur Optimierung der verfügbaren Lagerkapazität.
- Auftragszusammenstellung: Diese muss bei der Implementierung der Pull-Strategie schnell und effizient sein, sodass die Produktionslinien zum erforderlichen Zeitpunkt mit der notwendigen Ware versorgt werden.
- Bewegungsflüsse: Durch Nutzung von automatischen Lagersystemen und Handhabungsgeräten wie Palettenfördersystemen oder schienengeführten Fördersystemen kann das Lager flüssig mit der Produktionsstätte verbunden werden, was in jedem Pull-Modell ein Schlüsselfaktor ist.
- Bestandsverwaltung: Unabhängig von der genutzten Strategie sind die Erfassung der Bewegungen des Lagers und gleichzeitig die Beurteilung der Menge der im Bestand verfügbaren Produkte entscheidend. Hierfür ist die Implementierung einer Lagerverwaltungssoftware (LVS) neben einem ERP-System und einer MRP (Material Requirements Planning bzw. Materialbedarfsplanung) äußerst empfehlenswert.
Die Logistik eines jeden Produktionsunternehmens steht in direkter Beziehung mit der genutzten Produktionsstrategie. Aus diesem Grund ist es unerlässlich , diese Strategie derart anzupassen, dass die Lieferkette so effizient wie möglich ist.
Beispiele für das Push- und das Pull-System
Die Wahl des Produktionssystems hängt im Grunde genommen von der Art des hergestellten Produkts und dessen Nachfrage ab.
Im Allgemeinen wird das Push-Modell in Branchen oder Unternehmen angewandt, in denen die Nachfrage leicht vorhersehbar ist, was zum Beispiel bei stark saisonabhängigen Produkten der Fall ist. Ein Beispiel ist Schaal Chocolatier, führendes Unternehmen in der Herstellung von hochwertiger Schokolade, das das Push-Produktionssystem nutzt, um Nachfragespitzen zu bestimmten Zeiten des Jahres, insbesondere Ostern und Weihnachten, zu bewältigen. Um über eine effiziente Lieferkette zu verfügen, nutzt Schaal Chocolatier ein technologisches und modernes automatisches Palettenlager, das von Mecalux entwickelt wurde.
Die Pull-Methode ist besonders empfehlenswert für Unternehmen, die Produkte mit hohen Produktionskosten, bei denen es nicht möglich ist, diese in Erwartung eines Verkaufs im Bestand zu führen. Die Strategie wird ebenfalls bei Produkten genutzt, die einen hohen Grad an Personalisierung bieten, um es maximal an die Anforderungen des Kunden anzupassen. Dies ist der Fall beim Möbelhersteller Forma 5. Seine gesamte Logistik folgt dem Prinzip „Just-in-time“, d. h. die Produktionsstätte ist über die Lagerverwaltungssoftware Easy WMS von Mecalux mit den 35 Lagern seiner Lieferanten verbunden, um die benötigten Halbfertigprodukte genau zum richtigen Zeitpunkt zu erhalten.
Außerdem nutzen manche Branchen eine kombinierte Push-Pull-Strategie. In der Automobilbranche werden zum Beispiel Fahrzeug mit Serien- oder Grundausstattung (Push-System), doch ebenfalls andere nach Bedarf mit personalisierten Eigenschaften (Pull-System) hergestellt. Der Autohersteller Zbeda Group (Israel) besitzt ein automatisches Behälterlager (das von Mecalux entworfen und installiert wurde), welches die Produktionslinien sowohl bei der Produktion von Fahrzeugen nach Bedarf als auch bei der Herstellung von Standardautomobilen versorgt.
An die Anforderungen der Produktionslogistik angepasste Strategien
Die korrekte Verwaltung der Beschaffung und die erfolgreiche Kontrolle der Bedarfsprognose und ihrer Auswirkung auf den Bestand sind die wichtigsten logistischen Herausforderungen für jeden Hersteller, wobei die Besonderheiten dieser Herausforderungen durch dessen Produktionsstrategie bestimmt werden.
Wenn Sie darüber nachdenken, ein Push- oder ein Pull-System zu implementieren, jedoch glauben, dass Ihre Intralogistik dafür nicht vorbereitet ist, setzen Sie sich mit Mecalux in Verbindung, damit ein fachkundiger Berater Sie dabei unterstützen kann, die effizienteste Lösung für die Anforderungen Ihrer Firma zu finden.