FIFO oder LIFO: Welches Prinzip eignet sich für Ihr Lager?
Bei FIFO und LIFO handelt es sich um die beiden wichtigsten Lagerprinzipien. Die Wahl eines der beiden Prinzipien wirkt sich maßgeblich auf die Betriebsabläufe im Lager aus. So bestimmt es die Regalarten, die im Lager verwendet werden können sowie die Abläufe, die für die Ein- und Auslagerungsprozesse angewendet werden.
Was sind die Vor- und Nachteile der jeweiligen Lagerprinzipien? In welchen Situationen wird welches Prinzip angewendet? Welche Lagerlösungen gibt es, um sie zu implementieren? In diesem Artikel werden alle wichtigen Informationen über FIFO und LIFO bereitgestellt.
Inhaltsverzeichnis:
1. FIFO (First In, First Out)
1.1 Was ist das FIFO-Prinzip?
FIFO ist eine Abkürzung aus dem Englischen und steht für „First In, First Out“. Damit ist gemeint, dass die zuerst eingelagerte Ware auch als erstes ausgelagert und somit für den Versand bereitgestellt wird. Dies wird in der Regel umgesetzt, indem die Ladehilfsmittel (Paletten oder Behälter) von einer Seite in den Regalen platziert und von der anderen Seite wieder entnommen werden.
1.2 Wann wird die FIFO-Methode verwendet?
FIFO wird immer dann verwendet, wenn zeitliche Faktoren eine wichtige Rolle bei der Lagerung spielen. Dies ist dann relevant, wenn die eingelagerten Waren entweder unter ein Verfallsdatum fallen (z. B. Milchprodukte) oder von einem Wertverlust über Zeit betroffen sind (z. B. bei Anrostung von Ersatzteilen in der Automobilindustrie).
Nehmen wir beispielsweise an, dass Sie Joghurt einlagern wollen. Da es sich hierbei um verderbliche Ware handelt, ist es wichtig, dass die frisch eingelagerten Produkte das Lager schnellstmöglich wieder verlassen. Indem die zuerst eingelagerte Ware das Lager als erstes verlässt, kann vermieden werden, dass einzelne Produkte zu lange liegen bleiben und somit verderben.
1.3 Welche Vor- und Nachteile hat das FIFO-Verfahren?
Der größte Vorteil des FIFO-Verfahrens ist die hohe Kompatibilität mit der Einlagerung von Waren, die von einem Wertverlust über Zeit betroffen sind. Dadurch, dass dies einen sehr großen Teil aller Waren ausmacht, handelt es sich bei FIFO um ein wichtiges Lagerprinzip.
Im Folgenden werden einige weitere Vorteile dieses Verfahrens vorgestellt:
- Gleichbleibende Lagerdauer: Werden die zuerst eingelagerten Waren zuerst ausgelagert, verbringen sie bei gleichbleibendem Durchsatz immer etwa die gleiche Zeit im Lager. Auf diese Weise kann der Bestand konstant erneuert werden.
- Vermeidung von Verschwendung: Gemäß der Lean-Logistik-Methode sollen Verschwendungen jeglicher Art vermieden werden. Durch Anwendung des FIFO-Verfahrens wird ein möglicher Wertverlust der Güter durch Alterung, Beschädigung oder Rost auf ein Minimum reduziert.
- Rückverfolgbarkeit bei auftretenden Problemen: Ist das Lager mit der Produktion verbunden, kann die Anwendung dieses Lagerprinzips zu einer besseren Rückverfolgbarkeit von auftretenden Problemen führen. Dies wird dadurch möglich, dass es eine vordefinierte Reihenfolge bei der Abarbeitung der Waren gibt.
- Verbindung von Arbeitsbereichen: Mithilfe von FIFO-Regalen können die verschiedenen Arbeitsbereiche eines Lagers verbunden werden. Wird die Ware beispielsweise auf der zum Lagerbereich zeigenden Seite in den Regalen platziert, so wird sie an der in Richtung des Kommissionierbereichs zeigenden Seite wieder entnommen.
Um das FIFO-Verfahren anwenden zu können, muss ein Zugriff auf die Regale von beiden Seiten möglich sein. Dementsprechend muss das Lagerlayout so konzipiert werden, dass es Gänge auf beiden Seiten der Regale gibt. Hierbei handelt es sich um den größten potenziellen Nachteil dieses Verfahrens, da dessen Anwendung in einigen Fällen zu einem Verlust von Lagerkapazität führen kann.
1.4 Welche Arten von FIFO-Regalen gibt es?
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie das FIFO-Prinzip technisch umgesetzt werden kann. Dabei kann zwischen Regalen unterschieden werden, bei denen die Ladehilfsmittel sich nach Platzierung im Regal selbständig bis an das Regalende bewegen und solchen, bei denen Gabelstapler in die Ladegassen hineinfahren
Grundsätzlich kommen dazu die folgenden Regalarten in Frage:
- Durchlaufregale: Die Kanäle dieser Regale werden mit leicht geneigten Rollenbahnen ausgestattet. Werden die Paletten bzw. Behälter von einer Seite in die Kanäle des Regals eingesetzt, bewegen sie sich aufgrund der Schwerkraft bis zum anderen Ende der Kanäle.
- Durchfahrregale (Drive-Through): Die Ladegassen dieser FIFO-Regale werden so konstruiert, dass die Gabelstapler von beiden Seiten in sie hineinfahren können. Dort werden die Paletten von den Staplern auf den Stützschienen der Kanäle platziert bzw. von diesen entnommen.
- Regale mit Pallet Shuttle: Ein halbautomatisiertes Shuttle wird mithilfe eines Gabelstaplers auf die Stützschienen des Regalkanals gesetzt. Bei der Einlagerung nimmt es die Palette auf und fährt sie bis zum am weitesten entfernten freien Platz des Kanals. Bei der Auslagerung wird es vom anderen Ende in das Regal eingesetzt und bringt die Palette zum Regalende, wo sie von den Staplern entnommen werden kann.
2. LIFO (Last In, First Out)
2.1 Was ist das LIFO-Prinzip?
Während beim FIFO-Prinzip die zuerst eingelagerten Waren auch zuerst entnommen werden, sind es beim LIFO-Prinzip die zuletzt eingelagerten Waren, die zuerst entnommen werden. In ausgeschriebener Form steht die Abkürzung LIFO also für „Last In, First Out“. Bei Anwendung dieses Prinzips erfolgt die Ein- und Auslagerung der Paletten von derselben Regalseite.
2.2 Wann wird die LIFO-Methode verwendet?
Die Anwendung dieser Methode zur Ein- und Auslagerung kann sich immer dann lohnen, wenn der ausschließliche Zugriff auf die zuletzt eingelagerte Palette nicht zu negativen Konsequenzen für die Unternehmensbilanz führen kann. Möglich wird dies in der Regel bei der Einlagerung homogener Waren ohne Verfallsdatum.
Nehmen wir einmal an, dass Sie Baumaterialien wie Keramik, Glas oder Stein einlagern wollen. Dabei handelt es sich um Massenprodukte, die nicht von einem Verfallsdatum oder von einem zeitlich bedingten Wertverlust betroffen sind. Es spielt also keine bedeutende Rolle, welche der eingelagerten Paletten einer bestimmten Produktart als erste das Lager verlässt.
2.3 Welche Vor- und Nachteile hat das LIFO-Verfahren?
Wenn lediglich der Zugriff auf eine Seite der Regale notwendig ist, entfällt die Notwendigkeit für einen zweiten Arbeitsgang. Dementsprechend ist der größte Vorteil dieses Verfahrens, dass die verfügbare Lagerfläche unter Umständen effizienter genutzt werden kann.
Einige potenzielle Vorteile dieses Lagerprinzips sind:
- Höhere Lagerkapazität: Entfällt die Notwendigkeit für einen Arbeitsgang, kann die freigewordene Fläche für mehr Palettenstellplätze verwendet werden.
- Kosteneinsparung: Wird der benötigte Bedarf an Stellplätzen mit einer vergleichsweise geringeren, genutzten Fläche abgedeckt, sinken die Kosten für die Lagerung.
- Andere Verwendungsmöglichkeiten der Fläche: Wird ein geringerer Anteil der Fläche für die Lagerung benötigt, kann diese für andere Verwendungsmöglichkeiten eingesetzt werden, z. B. für eine Vergrößerung des Warenannahme-, Kommissionier- oder Versandbereichs.
Insgesamt wird eine Entscheidung für das LIFO-Verfahren also in der Regel aus ökonomischer Sicht getroffen. Es kann zu einer Platz- und Kosteneinsparung gegenüber dem FIFO-Verfahren führen, auch wenn dies nicht zwangsläufig der Fall sein muss. Dies hängt immer vom individuellen Bedarf des Unternehmens bei der Gestaltung des Lagers ab.
2.4 Welche Arten von LIFO-Regalen gibt es?
Wie bereits erwähnt, findet die Ein- und Auslagerung der Waren bei Anwendung des LIFO-Prinzips von einer Regalseite aus statt. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten zur technischen Umsetzung dieser Zugriffsmethode.
Im Folgenden werden die Arten von LIFO-Regalen kurz vorgestellt:
- Einschubregale: Die Paletten werden auf Wagen abgestellt, die sich auf Laufschienen befinden. Soll eine weitere Palette eingelagert werden, wird die bereits eingelagerte Palette weiter in den Kanal des Regals hineingeschoben. Die Kanäle sind leicht geneigt, sodass die zuletzt eingelagerte Palette eines jeden Kanals sich aufgrund der Schwerkraft zum Regaleingang bewegt, von wo sie entnommen werden kann.
- Einfahrregale (Drive-In): Hierbei handelt es sich um das gleiche System wie die bereits beschriebenen Einfahrregale. Der Unterschied besteht darin, dass die Gabelstapler lediglich von einer Seite in die Kanäle dieser LIFO-Regale hineinfahren können. Von dieser Seite werden die Paletten sowohl ein- als auch ausgelagert.
- Regale mit Pallet-Shuttle: Dieses System kann sowohl nach dem FIFO- als auch nach dem LIFO-Prinzip betrieben werden. Dazu muss lediglich per Tablet-PC die Betriebsart geändert werden. Dementsprechend kann das Pallet Shuttle bei Bedarf flexible und dennoch effiziente Betriebsabläufe ermöglichen.
Wie trifft man die richtige Wahl zwischen FIFO und LIFO?
Die Wahl zwischen FIFO und LIFO ist eine der grundlegenden Entscheidungen im Hinblick auf die Gestaltung und Organisation eines Lagers. Es ist wichtig, dass Sie sich für ein Lagerprinzip entscheiden, welches in Einklang mit Ihren geplanten Betriebsabläufen steht.
Spielt die Lagerdauer einzelner Güter aufgrund eines Verfallsdatums oder eines potenziellen Wertverlustes eine entscheidende Rolle, so bietet sich in den meisten Fällen die Anwendung des FIFO-Prinzips an. Ist dies jedoch nicht der Fall, kann das LIFO-Prinzip aufgrund von Platz- oder Kosteneinsparungen vorgezogen werden.
Je nach Größe des Lagers können beide Lagerprinzipien auch parallel genutzt werden. Dazu müssen lediglich unterschiedliche Regalarten in unterschiedlichen Bereichen des Lagers platziert werden. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, LIFO- oder FIFO-Regale mit herkömmlichen Palettenregalen zu kombinieren, um einen Direktzugriff auf alle Artikel einer bestimmten Artikelart zu ermöglichen.
Wenn Sie Unterstützung bei der Planung und Umsetzung Ihres Lagers benötigen, so zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Unsere Experten werden die ideale Lösung für Ihre geplanten Betriebsabläufe finden.