Das Logistikzentrum: Die Schlüsselfigur in der Lieferkette
Logistikzentren haben sich zu einer Schlüsselfigur in einer zunehmend komplexeren Lieferkette entwickelt. Aufgrund des logistischen Wandels der letzten Jahre sind in der Nähe von Großstädten riesige Logistikzentren entstanden, in denen sich verschiedene Logistikunternehmen einen Standort teilen, um die Produktivität zu steigern und die Kosten zu senken. Diese Gebiete, die in Deutschland als Logistik-Hubs oder Industrieparks bezeichnet werden, sind speziell für die Konzentration von Logistik- und Transportaktivitäten an einem Ort vorgesehen.
Ein Logistikzentrum ist wiederum mit dem Fulfillment Center, auch Distributionszentrum genannt, verknüpft, also mit einer Fläche, die ein Unternehmen für die Lagerung, Zusammenstellung und Lieferung seiner Produkte an den Einzel- und Großhandel nutzt. Es handelt sich somit um ein Lager, das speziell angepasst und modernisiert wurde, um mehrere logistische Aufgaben wie Annahme, interner Transport, Lagerung, Zusammenstellung und Lieferung von Waren übernehmen zu können.
In diesem Artikel werden die beiden Definitionen von Logistikzentren, ihre Funktionen und die verschiedenen Arten, die es gibt, detailliert erläutert. Außerdem wird eine der am häufigsten gestellten Fragen im Bereich der Logistik beantwortet: Was ist der Unterschied zwischen einem traditionellen Lager und einem Logistikzentrum?
Logistikzentrum als Bereich für logistische Aktivitäten
Ein Zentrum für logistische Aktivitäten ist eine Infrastruktur, in der gewerbliche Aktivitäten durchgeführt werden und die speziell für die Umsetzung logistischer Aufgaben konzipiert ist. In der Regel befindet sich diese Art von Logistikzentrum in der Nähe eines oder mehrerer Verkehrsknotenpunkte, um den Warentransport zu erleichtern.
Diese großen Gebiete sind eine Folge des Wandels, den die Lieferkette in den letzten Jahrzehnten erfahren hat und der durch den Aufschwung des E-Commerce weiter beschleunigt wurde.
Diese Veränderungen des althergebrachten Modells haben es erforderlich gemacht, Logistikflächen umzugestalten und große Bereiche zu schaffen, in denen verschiedene Logistikunternehmen alle Aktivitäten rund um Transport, Lagerung und Lieferung von Waren, sowohl für den nationalen als auch für den internationalen Warenverkehr, konzentrieren können. Das Ziel ist, die Produktivität zu fördern und die Kosten zu senken.
Arten von Logistikzentren
Es gibt verschiedene Arten von Logistikzentren, abhängig von der von ihnen erfüllten Funktion und ihrem Standort. Im Großen und Ganzen können sie wie folgt klassifiziert werden:
- Bereich für logistische Aktivitäten: Hierbei handelt es sich um Infrastrukturen für Aktivitäten in Häfen oder in der Binnen- und Seeschifffahrt. Das Hauptmerkmal dieser Bereiche ist ihr ausgezeichneter Standort am Meer mit guten Verkehrsknotenpunkten, wodurch eine intermodale Logistik mit hervorragender Anbindung für den Transport auf dem Luft-, See- und/oder Landweg möglich ist.
- Integriertes Warenzentrum: Hierbei handelt es sich um eine Plattform, auf der verschiedene Transport-, Logistik- und Versandaktivitäten durchgeführt werden. Im Gegensatz zu den Bereichen für logistische Aktivitäten wird hier ausschließlich der Landweg zum Transport genutzt. Diese Plattformen sind häufig in der Nähe von Städten zu finden, da von ihnen aus Produkte an Kunden in Großstädten geliefert werden.
- Logistik-Hub: Sie stellen logistische Knotenpunkte dar und bilden den Mittelpunkt, in dem alle Aktivitäten rund um Transport, Logistik und Lieferung von Gütern durch verschiedene Verkehrsträger durchgeführt werden. Sie zeichnen sich durch ihre Größe und günstige Lage aus.
- Logistikplattform: Dies sind spezialisierte Logistikbereiche, welche über die für den Transport, die Lagerung und den Versand von Waren erforderlichen Elemente verfügen. Diese Zentren weisen keinen Produktionsprozess auf, da in ihnen die Waren nur von ihrem Eingang bis zu ihrem Ausgang verwaltet werden.
- Industrieparks (oder Gewerbegebiete): Im Gegensatz zu Logistikplattformen können diese Zentren über ein Verfahren zur Handhabung von Fertigprodukten verfügen.
Das Logistikzentrum als Distributionszentrum
Es passiert häufiger, dass ein Logistikzentrum für eine Variante des Lagers gehalten wird, (an Stelle eines Bereichs für logistische Aktivitäten unterschiedlicher Unternehmen in einer Stadt, wie anfangs erläutert). In diesem Sinne ist ein Logistikzentrum ein Ort, an dem Produkte gelagert, Aufträge zusammengestellt und der Versand zur Lieferung an Einzel- und Großhandelsunternehmen durchgeführt werden. Hier werden verschiedene Aufgaben der Lieferkette ausgeführt: Annahme, interner Transport, Lagerung, Zusammenstellung und Lieferung von Waren.
Zur Durchführung all dieser Vorgänge benötigen Logistikzentren Raum, der optimiert und so gestaltet ist, dass Lager-, Kommissionier-, Be- und Entladebereiche und sogar Büros optimal genutzt werden können. Gleichzeitig verfügen die Logistikzentren über modernste Technik sowie über Lagerlösungen, automatische Handhabungsgeräte und Computersysteme, die die Überwachung tausender Artikel täglich und in Echtzeit ermöglichen.
Ein effizientes Logistikzentrum zeichnet sich dadurch aus, dass es der Lieferkette einen Mehrwert verleiht. Es gibt drei Faktoren, mit denen definiert werden kann, was ein Logistikzentrum ist, und mit deren Hilfe gleichzeitig festgestellt werden kann, ob es wettbewerbsfähig ist:
- Größe: Je mehr Raum das Logistikzentrum aufweist, desto größer ist die Lagerkapazität. Andererseits wird es aber auch schwieriger, die Waren intern zu transportieren. Daher ist es am besten, ein Gleichgewicht zwischen dem Raum und der erforderlichen Lagerkapazität zu finden.
- Gestaltung: Zur Durchführung der verschiedenen Vorgänge verfügen Logistikzentren über ein oder mehrere Lagersysteme, Handhabungsgeräte, Laderampen und Büros. Die Anordnung dieser Elemente muss optimal und so flexibel wie möglich sein, um bei Bedarf schnellstmöglich reagieren zu können.
Standort: Der Standort des Logistikzentrums beeinflusst nicht nur dessen Bauweise, sondern vor allem auch den strategischen Aspekt. Er hängt von vier grundlegenden Faktoren ab: Art des gelagerten Produkts, Kosten für die Infrastruktur, Auftragsnachfrage und Wettbewerb.
Funktionen eines Logistikzentrums
Die Aufgabe eines Logistikzentrums besteht darin, Produkte so effizient wie möglich zu lagern, zusammenzustellen und an den Einzel- und Großhandel zu liefern. Ziel ist es, die Leistung der Lieferkette zu verbessern.
Die Aufgabe eines Logistikzentrums umfasst mehr als nur die Lagerung von Waren, da es direkt an den folgenden Vorgängen innerhalb der Lieferkette beteiligt ist:
- Warenannahme: Täglich werden Waren von Produktionsstätten oder anderen Lieferanten angenommen. Eine korrekte Organisation des Beladebereichs ist der Schlüssel für ein effizientes Zentrum.
- Lagerung: Nach der Überprüfung der Waren werden diese in den entsprechenden Lagersystemen gemäß ihrer Eigenschaften und ihrer Rotation eingelagert.
- Interner Transport: Der Warenfluss muss so schnell wie möglich erfolgen. Es ist unerlässlich, eine Route zu entwerfen, damit die automatischen und manuellen Handhabungsgeräte innerhalb des Distributionszentrums vollständig ausgelastet betrieben werden können.
- Auftragszusammenstellung: Dies ist der wichtigste und zugleich komplexeste Vorgang innerhalb eines Logistikzentrums. Die Optimierung der Kommissionierrouten erhöht die Produktivität und senkt die Kosten für das Unternehmen.
- Bestandsmanagement: Es ist unerlässlich, den gesamten Bestand im Lager in Echtzeit zu kennen, um Fehler zu vermeiden, die den einwandfreien Betrieb der Anlage beeinträchtigen könnten.
- Versand: Die Bestellungen werden an Einzel- und Großhandelskunden geliefert.
Der Unterschied zwischen einem Lager und einem Logistikzentrum
Der Hauptunterschied zwischen einem Lager und einem Logistikzentrum, das auch als Lager genutzt wird, liegt in der Aktivität und den dort ausgeführten Vorgängen.
Zunächst wurde nicht wesentlich zwischen einem Lager und einem Logistikzentrum unterschieden, da sie dem gleichen Zweck dienten: der Lagerung möglichst vieler Waren. Im Laufe der Zeit wurden die meisten Lager in Logistikzentren umgewandelt, da in ihnen nicht nur Produkte gelagert werden, sondern sie auch an allen Vorgängen rund um die Lieferkette beteiligt sind.
Aus diesem Grund verfügen Logistikzentren über alle wesentlichen Elemente zur Durchführung der Bestandskontrolle, der Auftragszusammenstellung, der Verpackung, des internen Transports und der Lieferung der Waren. Sie verfügen sogar über Büros, um die korrekte Durchführung aller Aktivitäten zu überwachen.
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die heutigen Logistikzentren das Ergebnis der Entwicklung traditioneller Lager sind: Sie sind funktionsfähiger, effizienter und stärker in die Lieferkette eingebunden.
Logistikzentren 4.0
Die Bedeutung von Big Data und dem Internet der Dinge (IdD) revolutioniert die Lieferkette. Die Logistik 4.0 ist bereits Realität, weshalb man immer häufiger von Logistikzentren 4.0 spricht. Aber was genau sind sie?
Derzeit verfügen Logistikzentren nur über minimale Lagerbestände, die meistens Artikel mit hoher Nachfrage umfassen, und bieten einen sofortigen Service. Um effizienter zu sein und wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen viele Unternehmen darauf, in ihren Anlagen modernste Technologie einzusetzen.
Darüber hinaus erfordern Logistikzentren 4.0 nicht nur die Digitalisierung ihrer Prozesse, sondern nutzen unter anderem auch die Vorteile des Informationsflusses in Echtzeit, der Datenanalyse und der intelligenten Steuerung von Maschinen. Sie verfügen über Computersysteme, die die Überwachung von täglich Millionen von Artikeln in Echtzeit ermöglichen, sowie über Lagersysteme und Handhabungsroboter, die automatisch mehrere Aufgaben ausführen. Das Ziel ist ganz klar: Veränderungen in der Nachfrage zu antizipieren und neue Kundenanforderungen in kürzestmöglicher Zeit zu erfüllen.